Veranstaltung

7. Bund-Länder-Dialog Energiespar-Contracting

Am 16. November stand der inzwischen 7. Bund-Länder-Dialog Energiespar-Contracting (ESC) auf dem Programm des dena-Kompetenzzentrums Contracting. Knapp 65 Contracting-Interessierte und -Engagierte aus Bundes- und Landesministerien, Landesenergieagenturen, Landesliegenschaftsverwaltungen und Verbänden sowie einige Vertreter aus dem dena-Modellvorhaben „Co2ntracting: build the future!“ folgten der Einladung und gestalteten gemeinsam einen spannenden und erkenntnisreichen Contracting-Vormittag.

Schnelles Handeln gefragt – auch in Kommunen

BMWi-Unterabteilungsleiter Ulrich Benterbusch und dena-Geschäftsführer Andreas Kuhlmann betonten gleich in ihrer Begrüßung, wie wichtig es sei, beim Klimaschutz schnell zu handeln. Contracting kann und soll dabei einen wichtigen Beitrag leisten – gerade in den von Personal- und Fachkräftemangel geplagten Kommunen, die in der Energiewende eine entscheidende Rolle spielen.

Oliver Reif-Dietzel vom SK:KK beim Difu sprach in seinem Vortrag viele wichtige Punkte an und beschrieb die aktuellen Herausforderungen vieler Kommunen: Neben der Coronapandemie, der häufig noch in den Kinderschuhen steckenden Digitalisierung und dem an diesem Tag so oft benannten Fachkräftemangel müssen Kommunen zahlreiche weitere Herausforderungen von der Daseinsvorsorge über Wirtschaftsförderung bis hin zur Verwaltung bewältigen. Deshalb und weil der Klimaschutz in Kommunen keine Pflichtaufgabe sei, komme dieser häufig noch zu kurz.

Personal- und Fachkräftemangel: Dauerthema UND Argument für ESC!

Im Verlauf der politischen und fachlichen Diskussionen sprachen die ESC-Akteure und Umsetzer auch Hürden für Klimaschutzmaßnahmen und Vorurteile gegenüber Energiedienstleistungen an. Bei ESC stünde die Angst vor der Komplexität oder überhaupt vor etwas Neuem und Unbekanntem weit vorne. Inzwischen sei jedoch der wachsende Fachkräftemangel häufig das größte Hemmnis, überhaupt Klimaschutzmaßnahmen anzugehen. Vielen Städten, Gemeinden und Landkreisen fehle es an Personal und entsprechendem Know-how. Außerdem seien die Mitarbeitenden bereits mit dem täglichen Bauunterhalt ausgelastet und hätten kaum Möglichkeiten, weitere Aufgaben zu übernehmen.

Auf die Frage, ob ESC sich ändern müsse, kam ein klares JA. Vor dem Hintergrund, dass immer mehr Kommunen in absehbarer Zeit klimaneutral werden wollen und sollen, sei die reine Finanzierung aus den Einsparungen nicht mehr zielführend. Mehr und mehr seien ESC-Modelle gefragt, die umfassender und tiefer sanieren, d.h. bauliche Maßnahmen und die komplette Gebäudehülle einbeziehen. Dies funktioniere allerdings nur über Investitionskostenzuschüsse. Auch die Prozessverschlankung ist weiterhin ein Thema, um die Anwendung von ESC zu vereinfachen.

Fachforen: „Co2ntracting: build the future!“ und ESC-Kompetenzstellen in den Ländern

Für eine Stunde teilte sich das Plenum in zwei Gruppen: Das Fachforum A beleuchtete intensiv die ESC-Praxis in Kommunen sowie die wichtige Rolle der ESC-Beratung. Denn auch hier besteht noch viel Nachholbedarf, was die Bekanntheit und das Wissen von ESC unter Energieberatenden angeht. Im Fachforum B diskutierten die Teilnehmenden die notwendige Unterstützung der öffentlichen Hand bei der Anbahnung von ESC-Projekten. Denn trotz hoher Anforderungen an klimaneutrale Gebäude, Sanierungsquoten und -tiefen ist ESC nach wie vor kein Selbstläufer. Außerdem wurde die Unterstützung der dena im Rahmen eines Mentorings in den Bundesländern vorgestellt, Schwierigkeiten und Bedarfe auf kommunaler Ebene beleuchtet sowie der notwendige Unterstützungsbedarf durch Kompetenzstellen in den Bundesländern aufgezeigt.

Viele positive Ansätze für Contracting

Vielfältige wertvolle Impulse und Einblicke kamen aus den Bundesländern. Baden-Württemberg beispielsweise schreitet vorbildlich voran mit einem breiten Beraternetzwerk, Coachingprogrammen, der Öffnung von Förderprogrammen für Contractoren, an die CO2-Einsparung angepassten Förderhöhen und viel Öffentlichkeitsarbeit. Das Contracting-Netzwerk und die Verleihung eines Contracting-Preises konnten in Hessen die Aufmerksamkeit für ESC erhöhen. In Niedersachsen bietet der für Kommunen vorgeschriebene qualifizierte Energiebericht gute Ansatzpunkte für ESC. Was bundesweite Fördermöglichkeiten angeht, schafft die novellierte Kommunalrichtlinie, die ab 2022 gilt, viele neue Möglichkeiten, den kommunalen Klimaschutz voranzubringen – auch mit Contracting. So wird beispielsweise noch mehr Personal gefördert, das sich um Klimaschutz kümmert und auch Contractoren, die Klimaschutzprojekte im Auftrag für Kommunen umsetzen, werden dann antragsberechtigt. 

ESC als ein Ausweg aus dem kommunalen Sanierungsstau?

Resümierend lässt sich festhalten, dass ESC für viele angesprochene Herausforderungen in den Kommunen – von finanziellen Engpässen über Personalmangel bis hin zum fehlenden Know-how – Lösungen bietet. Immerhin bringen die Contracting-Unternehmen erfahrenes Fachpersonal mit Spezialwissen und auch die Finanzierung mit. Ein wichtiges Argument für ESC, das immer wieder angesprochen wurde, ist auch das verlässliche Monitoring und Controlling, das so kaum ein anderes Instrument bieten kann.

Trotz vieler positiver Signale wurde deutlich, dass es weiterhin Anstrengungen von allen Seiten braucht, um das Thema ESC voranzubringen, es in den Kommunen bekannt und attraktiv zu machen, die Beratung zu stärken, Vorbehalte und reale Hürden ringsum abzubauen und den Markt sowohl auf Nachfrage- als auch auf Anbieterseite weiter zu entwickeln.