Marktstudie bestätigt großes Potenzial für Kostensenkungen durch Energiespar-Dienstleistungen

Laut Marktumfrage haben 60 Prozent aller Gebäudeexperten in der EU keine Erfahrung mit Energiespar-Contracting.

Die Marktstudie zum Einspar-Contracting liefert wichtige Erkenntnisse Foto: Berliner Energieagentur, Rolf Schulten
  • Marktstudie des von der Berliner Energieagentur (BEA) koordinierten Projekts guarantEE liefert wichtige Erkenntnisse

  • Mehr Modellprojekte und Fachinformationen für Immobilieneigentümer und -verwalter notwendig

Noch immer schlummern in vielen großen öffentlichen und privaten Gebäuden hohe Energieeinsparpotenziale. Spezialisierte Energiedienstleister könnten beim Kostensenken helfen, unter anderem durch die Installation und den Betrieb effizienterer Gebäudetechnik in eigener unternehmerischer Verantwortung. Doch noch immer haben 60 Prozent aller Gebäudeexperten in der EU keine persönlichen Erfahrungen mit Energiedienstleistungen wie dem Energiespar-Contracting gemacht und stehen solchen Modellen abwartend und teilweise skeptisch gegenüber. Das ist das Ergebnis einer Marktstudie des von der Berliner Energieagentur (BEA) koordinierten EU-Projektes guarantEE.

Beim Energiespar-Contracting (ESC) investieren spezialisierte Energiedienstleister in die Energieeffizienz der Gebäude ihrer Auftraggeber. Die Investitionen refinanzieren sich allein aus den eingesparten Energiekosten während der sieben- bis zwölfjährigen Laufzeit eines Vertrages. Diese Energie- und Kosteneinsparungen werden dem Kunden vom Energiedienstleister vorab vertraglich garantiert. Zudem übernimmt der Dienstleister auch das Risiko, falls die Investitionen teurer sind als geplant, Anlagen erneuert oder repariert werden müssen.

„Energiespar-Contracting ist bisher nur im Bereich öffentlicher Gebäude gut etabliert” erklärte Michael Geißler, Geschäftsführer der Berliner Energieagentur. „Nun gilt es, auch für privatwirtschaftliche Immobilienbetreiber vergleichbare Serviceangebote stärker am Markt zu platzieren und dafür zu werben. Energiedienstleistungen haben unschlagbare Vorteile, weil Finanzierung und professionelle Umsetzung aus einer Hand kommen. Die Argumente sind da – nun müssen durch gute Beispiele und praxisnahe Anleitung mehr und mehr Gebäudeeigentümer und -verwalter zum praktischen Handeln motiviert werden.“

Die für den Bericht durchgeführte Marktumfrage mit 256 Teilnehmenden zeigte einerseits auf, dass es weiterhin ein großes Potenzial für Kostensenkungen durch ESC-Projekte in Europa gibt. Andererseits bevorzugt etwa die Hälfte aller Befragten, Energieeffizienz-Investitionen mit Eigenkapital und in eigener technischer Verantwortung durchzuführen, anstatt diese über einen externen Dienstleister erbringen zu lassen. Viele der Befragten sahen aber auch die deutlichen Vorteile bei Energiedienstleistungen wie dem ESC: So wurden die vertraglich garantierten Energiekosteneinsparungen sowie das Know-how der Dienstleister auf dem Gebiet der Technik von vielen Befragten positiv bewertet. Dem stünden jedoch Unerfahrenheit in der vertraglichen Gestaltung von ESC-Verträgen sowie haushaltsrechtliche Unsicherheiten als Erschwernisse für Energiedienstleistungen gegenüber.

Die Marktstudie identifiziert hemmende Faktoren für ESC-Märkte in Europa. Unter den seit 2013 niedrigen Energiepreisen machen sich Investitionen in Energieeffizienz weniger schnell bezahlt. Weiter bremst das sogenannte Eigentümer-Nutzer-Dilemma, d. h. Eigentümer investieren weniger, weil nicht sie, sondern lediglich die Nutzer von klassischen Energiedienstleistungen in vermieteten Gebäuden profitieren. Hier sind angepasste Vertragsmodelle gefragt, sodass auch Dienstleistungs- und Mehrfamiliengebäude ESC-ähnliche Angebote nutzen können.

Das guarantEE-Konsortium, in dem Partner aus 14 europäischen Ländern innovative Geschäfts- und Finanzierungsmodelle für Energieeffizienzprojekte in öffentlichen und privaten Gebäuden entwickeln, will deshalb die Marktbedingungen für Energiedienstleistungen verbessern. Insbesondere sollen auch Lösungen für vermietete Liegenschaften identifiziert und in Pilotprojekten getestet werden. Der geeignete rechtliche Rahmen dafür ist gegeben, da durch die Energieeffizienzrichtlinie der EU Vorgaben zur Gebäudesanierung und zu Energieaudits gemacht werden. In vielen Mitgliedsstaaten stehen öffentliche Zuschüsse für Energieeffizienz-Techniken zur Verfügung, die in ESC-Projekten genutzt werden können. Deutschland, Slowenien und Oberösterreich haben sogar explizite ESC-Förderprogramme, die sich belebend auf den ESC-Markt auswirken könnten. Norwegen führte 2015 sogar einen nationalen ESC-Standard ein.

Die vollständige europaweite Marktstudie steht als Download in englischer Sprache zur Verfügung: http://guarantee-project.eu/service/downloads

Der landesspezifische Marktbericht für Deutschland kann ebenfalls kostenfrei heruntergeladen werden: http://guarantee-project.eu/service/downloads