6. Bund-Länder-Dialog Energiespar-Contracting light

Am 17. Juni veranstalteten die Deutsche Energie-Agentur (dena) gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) den 6. Bund-Länder-Dialog Energiespar-Contracting light in einer digitalen Version.

Mit der Initiative „Bund-Länder-Dialog Contracting“

wird seit 2015 mit Unterstützung durch das BMWi ein kontinuierlicher Austausch zwischen Bund und Ländern zum Thema Contracting etabliert.

Der Einladung gefolgt waren rund 60 VertreterInnen aus den Bundesländern, aus Landesenergieagenturen, von Verbänden und aus der Wirtschaft. Erstmals waren auch die zehn Finalisten des dena-Modellvorhabens „Co2ntracting: build the future!“eingeladen.

Im Mittelpunkt des Dialogs stand das Modell Energiespar-Contracting (ESC) und wie es weiter vorangebracht werden kann, um vor allem die öffentliche Hand beim Erreichen ihrer Klimaschutzziele in ihren eigenen Gebäuden zu unterstützen und ihre Vorbildrolle zu stärken. Eröffnet haben die Veranstaltung dena-Geschäftsführer Andreas Kuhlmann und BMWi-Abteilungsleiter Thorsten Herdan. Beide betonten, wie wichtig ein solches Format zwischen Bund, Ländern und Akteuren aus der Praxis sei. Nur im intensiven und regelmäßigen Austausch könne man voneinander lernen und gemeinsam Verbesserungen anstoßen. Hemmnisse müssten identifiziert und direkt an die Politik adressiert werden, um Änderungen herbeizuführen.

Neue Erkenntnisse gewinnen, Rahmenbedingungen verbessern

Nachdem dena-Teamleiterin Cornelia Schuch das ESC-Modellvorhaben vorgestellt und erläutert hatte, wie die zehn Finalisten ausgewählt wurden, kamen zwei von ihnen selbst zu Wort: Michael Heck, Energiebeauftragter der Stadt Ratingen, sowie Markus Hadamik und Peter Pissulla vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) Rheinland-Pfalz. Beide gewährten Einblicke in ihre Klimaschutzaktivitäten und Erwartungen an das ESC-Modell. Für den LBB beispielsweise soll ESC maßgeblich dazu beitragen, bis 2030 das ehrgeizige Ziel der klimaneutralen Landesverwaltung zu erreichen, auch wenn eigenes Personal für die Umsetzung von Maßnahmen fehlt. Dr. Hartmut Versen vom BMWi bestätigte, wie wichtig das Modellvorhaben sei, um neue Erkenntnisse zu erhalten und so die Rahmenbedingungen für ESC verbessern zu können. So solle herausgefunden werden, ob energetische Sanierungen in Kommunen durch ESC beschleunigt werden und ob Contractoren für einen Ausgleich der oft angespannten Personalsituation sorgen können. Außerdem erhoffe sich das BMWi Antworten auf die Frage, ob ESC Kommunen auch einen wirtschaftlichen Vorteil bringt, sei es durch die Vorfinanzierung der Effizienzmaßnahmen oder weil es für sie günstiger und zielführender ist als die Eigenumsetzung. Ebenfalls verwies das BMWi auf den Bund mit seinen Liegenschaften und seiner Vorbildfunktion – auch hier werden derzeit Sanierungsquoten sowie Sanierungsstandards im Rahmen einer Festschreibung festgelegt.

Die drei Vertreter der Landesenergieagenturen Christiane Heimerdinger (Rheinland-Pfalz), Alexander Becker (Hessen) und Christian Tögel (Nordrhein-Westfalen) warfen einen Blick auf den Status Quo zu ESC in ihren Ländern und stellten ihre Angebote für ESC-Interessierte vor. Insbesondere verschuldeten Kommunen soll in Rheinland-Pfalz mit ESC die Möglichkeit geboten werden, ihre Energiekosten auch ohne eigenes Kapital zu senken. Nordrhein-Westfalen zielt im Rahmen eines EU-Projektes derzeit darauf ab, aktuelle regionale Benchmarks für Kommunen zu entwickeln. Ebenso wie in Hessen werden hier derzeit Überlegungen angestellt, wie weitere ESC-Projekte angeschoben bzw. die über das dena-Modellvorhaben initiierten aber nicht ins Finale gekommenen Projekte weiter unterstützt werden können. Insgesamt wird ESC auf Grund des allgemein herrschenden Personalmangels in Kommunen als hilfreiches Instrument angesehen. Die Energiedatenaufnahme muss häufig ebenfalls durch Dritte erfolgen. Hier wird der Bedarf an die Politik adressiert, auch diese zu unterstützen. Ein Energiemanagement, das diese Daten liefern würde, ist noch nicht weit genug in den Kommunen verbreitet. Außerdem wurde empfohlen, das dena-Modellvorhaben „Co2ntracting-build the future!“ auch für kleinere Kommunen fortzuführen.

ESC ist auch in kleineren Projekten möglich

Stephan Weinen, Geschäftsführer E1 Energiemanagement GmbH, legte in seinem Praxisbericht den Fokus bewusst auf kleinere Projekte mit relativ geringen Baselines in kleineren Ortschaften oder kleineren Liegenschaften. Anhand verschiedener Beispiele bewies er, dass ESC auch funktionieren kann, wenn die Energiekosten-Baseline bei nur 80.000 Euro/a liegt. Mit individuell angepassten Effizienzmaßnahmen sei es für Contractoren auch hier möglich, erhebliche Einsparungen zu erzielen – so dass beide Seiten davon profitieren: der Gebäudeeigentümer und der Contractor.

Insgesamt war es eine sehr gelungene und intensive Veranstaltung mit interessanten Diskussionen und Meinungen. Viele TeilnehmerInnen nutzten die Möglichkeit, sich neben den Vorträgen der ReferentInnen über den Chat auszutauschen, Fragen zu stellen und auf wichtige Aspekte von ESC hinzuweisen. Gut zu wissen, dass eine solche Veranstaltung auch in diesem digitalen Format funktioniert – trotzdem freuen wir uns, den Bund-Länder-Dialog beim nächsten Mal hoffentlich wieder als Präsenzveranstaltung durchführen zu können.

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